Schlafapnoe: Wie erkennt man sie und wie kann man sie behandeln?

Der 10. November 2023 | Nachrichten

Schlafapnoe: Wie erkennt man sie und wie kann man sie behandeln?

Um die menschlichen Schlafbedürfnisse besser zu verstehen und massgeschneiderte Lösungen bieten zu können, setzt Elite auf die Zusammenarbeit mit Schlafexperten. Schlaf ist das A und O für ein gesundes und vitales Leben.

Ein Überblick zum Thema in 5 Fragen an PD Dr. José Haba-Rubio, Neurologe und Co-Direktor des Schlafzentrums Centre du Sommeil de Florimont, Lausanne.

1.  Was ist Schlafapnoe und gibt es verschiedene Formen davon ?

Bei einer Schlafapnoe kommt es während des Schlafs zu wiederholten Phasen vollständiger (Apnoen) oder teilweiser (Hypopnoen) Verschlüsse der oberen Atemwege. Das liegt daran, dass der Luftweg durch den Rachenraum beim Menschen sehr eng ist und die Wände aus Muskeln bestehen. Während des Schlafs erschlaffen diese Muskeln, der Luftweg verengt sich stark und verschliesst sich mitunter sogar vollständig. In diesem Fall versuchen die Atemmuskeln, den Luftdurchlass zu erzwingen, aber je stärker sie ziehen, desto mehr verschliessen sich die Atemwege, also muss man aufwachen, um wieder Luft zu bekommen. Dies führt also zu einer ständigen Unterbrechung des Schlafs, aber auch zu Sauerstoffdefiziten, was sich wiederum auf das Herz-Kreislauf-System auswirken kann. Diese sogenannte obstruktive Apnoe ist die häufigste Form der Schlafapnoe. Daneben gibt es noch die zentrale Schlafapnoe, bei der das Gehirn nicht die richtigen Steuersignale an die Atemmuskulatur sendet. Dies ist eine seltenere Form, die vor allem bei bestimmten Herzerkrankungen (Herzinsuffizienz), neurologischen Erkrankungen oder in Verbindung mit der Einnahme bestimmter Medikamente (insbesondere Opiate) auftritt.

« Beim Schlafen entspannen sich die Muskeln im Rachenraum und können sich sogar so weit zusammenziehen, dass die Luft nicht mehr hindurchströmen kann, was zur Folge hat, dass man aufwacht. »

2.  Wer ist anfälliger dafür? Männer oder Frauen ?

" Etwa die Hälfte der Männer jenseits der 40 ist betroffen. Eine Frage der Anatomie und der Hormone. "

Epidemiologische Studien zeigen tatsächlich, dass vorwiegend Männer betroffen sind. Eine 2011 an einer grossen Stichprobengruppe der Gesamtbevölkerung in Lausanne durchgeführte Studie (HypnoLaus-Studie) ergab, dass fast die Hälfte der Männer und fast ein Viertel der Frauen jenseits der 40 eine als signifikant zu bezeichnende Anzahl von Apnoephasen hatten. Es gibt wohl mehrere Faktoren, die erklären, warum die Schlafapnoe bei Männern häufiger auftritt, darunter anatomische und hormonelle Faktoren. Bei Frauen lässt sich feststellen, dass die Häufigkeit der Schlafapnoe nach der Menopause zunimmt.

3. Wie wirkt sich das kurz- und langfristig auf die Gesundheit aus ?

Kurzfristig bewirkt die Schlafapnoe Mikrowachphasen (sehr kurze Wachphasen, so kurz, dass sie vom Gehirn nicht registriert und von den Patienten daher nicht bewusst wahrgenommen werden), die die Schlafqualität beeinträchtigen. Die Folgen sind Müdigkeit und Schlafbedürfnis am Tag, die mit Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen einhergehen können
Langfristig können sich diese Schlafstörungen und die mit den Atemstillständen einhergehenden Sauerstoffdefizite auf verschiedenen Ebenen auswirken, insbesondere auf das Herz-Kreislauf- System mit einem erhöhten Risiko für bestimmte Krankheiten (Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Schlaganfall), den Stoffwechsel und wahrscheinlich auch auf kognitive Aspekte.

" Kurzfristig: Mikrowachphasen. Mittel- und langfristig: Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf- System. "

4.  Wie kann man eine Schlafapnoe behandeln ?

Die Behandlung hängt vom Schweregrad der Schlafapnoe und deren Auswirkungen auf die Gesundheit ab.
Dabei sind natürlich vor allem folgende Punkte zu beachten:

Gesunde Lebensweise

  • Vermeiden Sie Alkohol oder Schlaftabletten, die durch ihre muskelentspannende Wirkung die Atemaussetzer verschlimmern können.
  • Vermeiden Sie Übergewicht und nehmen Sie gegebenenfalls ab.

Hilfsmittel zur Behandlung

  • Einsatz positioneller Therapiemassnahmen bei einigen Patienten, d. h. Vorrichtungen, die das Schlafen auf dem Rücken verhindern - für Personen, die nur beim Schlafen auf dem Rücken Atemaussetzer haben.
  • Einsatz von Schienen für eine Unterkieferprotrusion, die den Kiefer während des Schlafs an Ort und Stelle halten oder sogar ein wenig nach vorne schieben, um den Atemweg (hinter der Zunge) freizuhalten.
  • Einsatz eines sogenannten CPAP-Dispositivs als vorrangige Behandlung bei schwerer oder stark symptomatischer Schlafapnoe. Das Kürzel steht für „Continuous Positive Airway Pressure“, also „anhaltender positiver Druck durch die Nasenöffnung“. Das kleine Gerät sorgt für die Zufuhr von Luft unter einem bestimmten Druck, damit die Atemwege offen bleiben und Atemstillstände verhindert werden. Der Nachteil ist, dass man mit einer Maske schlafen muss. Dank jüngster Fortschritte in der Entwicklung wird dieses Dispositiv jedoch von den meisten Patienten sehr gut vertragen.

Hochmoderne neue Behandlungsmöglichkeiten

Etwa der Hypoglossus Zungennervenstimulator (ein Schrittmacher, der die permanente Öffnung der Atemwege während des Schlafs bewirkt). Dieser gilt als Behandlungsmöglichkeit, wenn die oben genannten Massnahmen erfolglos blieben. Sein Einsatz beschränkt sich allerdings auf eine stark limitierte Patientengruppe und erfordert einen chirurgischen Eingriff. Daneben gibt es neue pharmakologische Ansätze, die jedoch bislang ungewisse Ergebnisse erzielen.

5. Wie kann man einer Schlafapnoe vorbeugen ?

Beim Auftreten einer Schlafapnoe spielen zweifellos viele Faktoren eine Rolle, von denen der wichtigste veränderbare Aspekt oft die Gewichtskontrolle ist. Denn die im Körper verteilen Kilos sitzen auch im Nacken, und das wiederum kann den Verschluss der Atemwege beim Schlafen begünstigen. Eine Gewichtsreduktion kann daher die Schlafapnoe lindern (oder sogar ganz beseitigen). In einigen Fällen lässt sich auch eine Verbesserung erzielen, wenn man sich angewöhnt, nicht auf dem Rücken zu schlafen.

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